Im heutigen Blogbeitrag sind wir wieder außerhalb des eigentlichen Vogtlandes unterwegs, aber auch hier haben die Vögte ihre Spuren hinterlassen: Wir besuchen Schloss Wildenfels, das auf dem Kulturweg der Vögte liegt. Schloss Wildenfels erhebt sich majestätisch auf einem Bergsporn in der gleichnamigen Stadt in der Nähe von Zwickau.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte von Schloss Wildenfels
Noch vor 1200 erbauten die Herren zu Wildenfels eine Burg auf einem Bergsporn, die zum Mittelpunkt der Herrschaft Wildenfels wurde. 1233 wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Die ältesten Teile befinden sich heute am westlichen Teil des Schlosses. Die Herren von Wildenfels hatten die Burg bis 1406 im Besitz. Danach wechselten sich die Familien Tettau und Pflugk ab.
1450 begann die Zeit der Vögte auf Burg Wildenfels. Erst war sie vier Jahre im Besitz von Heinrich II. von Plauen Burggraf von Meißen und danach ging Wildenfels bis zum Jahr 1531 an die Vögte von Weida. Leider ist über diese Zeit fast gar nichts überliefert.
Nach mehreren Besitzwechseln gehörte Wildenfels ab 1602 den Grafen von Solms-Wildenfels. Unter Graf Friedrich Magnus I. von Solms-Wildenstein wurde die Burg zwischen 1780 und 1800 zu einem repräsentativen Schloss im Stil des Klassizismus umgebaut. Unter seiner Ägide wurde das Schloss zum Musenhof, er lud Künstler und Gelehrte ein und gründete hier die Freimaurerloge „Zum goldenen Apfel“. In der Zeit des Umbaus erhielt die Anlage ihre noch heute prägende Form und die klassizistische Inneneinrichtung. Eine Besonderheit in der Architektur des Schlosses sind die zwei Innenhöfe, die Wirtschafts- und Herrschaftsteil voneinander trennen.
1945 wurde das Schloss enteignet und Teile als Wohnraum genutzt. Das ist auch heute noch so. Im hinteren Teil des Schlosses – in den früheren Wirtschaftsgebäuden wohnt man mit herrschaftlicher Adresse direkt im Schloss. Hier befindet sich auch der älteste noch erhaltene Teil des Schlosses – der Palas der alten Burg, der ab 1636 als Kornhaus genutzt wurde. Außerdem sind heute im Schloss die Stadtbibliothek und die Musikschule beheimatet.
Das Museum im Schloss Wildenfels
Der vordere Teil des Schlosses mit seinen gräflichen Wohn- und Repräsentationsräumen ist öffentlich zugänglich und kann besichtigt werden. Die klassizistischen Räume sind wahre Schatzkammern. Ein ganz besonderes Highlight ist dabei der Blaue Salon. Er ist bespannt mit wundervollen Seidentapeten, die mit wertvollen Stickereien veredelt wurden.
Das Muster auf dem blauen Seidensatin ist geprägt von exotischen Pflanzen und Vögeln, die einen nächtlichen geheimnisvollen Garten darstellen. Bestickt wurden die Seidenbahnen in Tambouriertechnik. Die Wandbespannung soll von einem persisch-türkischen Prunkzelt stammen, das als Kriegsbeute 1737 ins Schloss Wildenfels kam. Die Seidentapeten wurden von der Familie sehr geschätzt. Es gab mehrere hohe Angebote aus England, die Tapete zu erweben. Diese wurden aber immer abgelehnt, auch in den Zeiten, als es um die Finanzen der Grafen nicht zum Besten stand.
Ein weiteres Schmuckstück ist das Mondscheinzimmer mit dem sich anschließenden chinesischen Kabinett. Die Räume vermitteln einen guten Eindruck von der klassizistischen Pracht der Räume. Ganz besonders selten sind die Wandbespannungen im Chinesischen Kabinett.
Der Raum ist mit einer Papiertapete mit integrierter barocker Seidentapete bespannt. Florale Motive finden sich ebenso wie asiatische oder afrikanische Figuren. Die Vermischung ist typisch für die Chinoserien – sie waren recht frei interpretiert.
Die Tapete ist bestickt mit hauchdünnen Seidenfäden, die teilweise mit Silber ummantelt sind. Zusätzlich wurden Details wie Gesichter aufgemalt. Obwohl die Seidentapeten im 18. Jahrhundert weit verbreitet waren, sind die Tapeten aus Wildenfels eine Seltenheit. Denn nur wenige haben sich über die Jahrhunderte erhalten.
Außerdem sollten sie auf keinen Fall die gräfliche Bibliothek in der Rotunde verpassen. Die Bibliothek umfasste die fortschrittlichsten Werke der damaligen Zeit im Bereich der Wissenschaft und Naturkunde. Der Raum wird überspannt von einem Deckengemälde von Christian Leberecht Vogel, der als Maler an den Musenhof geladen wurde. Er wirkte hier von 1780 bis 1804 und schuf Wand- und Deckengemälde sowie Familienportraits.
Blick in die gräfliche Bibliothek
Ein weiteres Schmuckstück ist der über 3 Meter hohe Ofen aus Meißner Porzellan, der im Festsaal steht. Der Raum entstand 1790 und noch heute wird er für Konzerte und Veranstaltungen genutzt.
Eingebunden in die Räume ist die Dauerausstellung „Musenhof Schloss Wildenfels“, dass sich der Schlossgeschichte und der Geschichte des Hauses Solms-Wildenfels widmet.
Eine Besonderheit am Mondscheinzimmer – hinter der verdeckten Tür verbirgt sich ein geheimer Dienstbotenaufgang
Zum Schloss Wildenfels gehört außerdem ein Park mit einem kleinen Garten, der nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten gestaltet wurde. Ursprünglich soll es hier sogar Feigenbäume und eine Seidenraupenzucht gegeben haben. Beides war aber nicht für das raue Klima am Rande des Erzgebirges geeignet.
Aber egal, auch mit der heutigen Bepflanzung ist der Garten wunderschön und lädt zum gemütlichen Flanieren ein. Einen besonders schönen Ausblick auf die zu Füßen liegende Stadt hat man vom sogenannten Schwesternsitz. Dies ist ein kleiner Pavillon an einem Felsvorsprung am westlichen Teil des Schlosses. Seinen Namen verdankt er den Töchtern des letzten auf dem Schloss wohnenden Grafen Friedrich Magnus V., die hier besonders gern saßen.
Fazit
Das Schloss Wildenfels ist eine klassizistische Perle mitten in der Provinz. Das Schloss lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Es hat uns mit seinen traumhaften Räumen und seiner seltenen Ausstattung sehr begeistert. Geöffnet hat es nur am Wochenende – die genauen Zeiten finden Sie auf der Homepage des Schlosses.
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