Es gibt viele unterschiedliche Wege, eine Stadt zu erkunden. Einer ist zum Beispiel, eine Stadtführung mit Schwerpunkt auf textile Geschichte und zugehörige Architektur zu buchen.
Auch in der Heimatstadt ist es eine schöne Gelegenheit, neue und unbekannte Dinge zu entdecken. Wir durften an der neuen Stadtführung Faszination Spitze teilnehmen und berichten im Blogpost darüber.
[Werbung]
Plauener Spitze ist das Produkt, das die kleine Stadt im Vogtland in aller Welt bekannt gemacht hat. Die Spitze war der Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Im Gegensatz zum Meißner Porzellan war es jedoch nicht die eine Firma, die Plauener Spitze fertigte. Es gab seit jeher eine Vielzahl von Produzenten. Die Spitze prägte die Stadt in vielerlei Hinsicht.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Spitze
Die Fertigung von Stickerei, insbesondere von gestickter Spitze, war von Anfang an über die ganze Stadt Plauen verteilt. Es gab unzählige kleine Firmen. Ihre Gebäude fügten sich nahtlos ein und waren Teil der Wohnbebauung des Stadtzentrums. Sie bilden noch heute ein Zeugnis dieser sehr speziellen Form der textilen Industriekultur in Europa. Meist wurde im Erdgeschoss und in der ersten Etage produziert, in der zweiten Etage erfolgte der Versand, in den oberen Geschossen wohnten nicht selten die Firmeninhaber mit ihren Familien.
Nur sehr wenige Firmen, die sich hauptsächlich rund um die Weststraße in Plauen ansiedelten, verfügten über Sticksäle mit einer größeren Anzahl an Stickmaschinen. Zusätzlich zu den Firmen gab es unzählige Lohnsticker, die über das gesamte Vogtland verteilt waren. Sie erwarben im Mietkauf jeweils zwei oder drei Stickmaschinen. Die gesamte Familie stickte im Nebenerwerb für einen oder mehrere Verleger von Plauener Spitze.
Das Verlagssystem war in Plauen nicht unbekannt, denn schon zu Zeiten der Baumwollhändler konnte man auf Lohnarbeiter zurückgreifen. Der Verleger lässt seine Kollektionen von den Lohnstickern in Heimarbeit fertigen. Danach holt er die Ware ab und kümmert sich um die Ausrüstung und weitere Veredelung und Bearbeitung der Spitzen und Stickereien. Und er übernimmt die zentrale Vermarktung und den Verkauf der fertigen Ware.
Trotz der organisatorischen Zusammenführung der einzelnen Firmen ab 1960 in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), ab den 70er Jahren dann zu Volkseigenen Betrieben (VEB), blieb der dezentral organisierte Ablauf erhalten. Im Rundgang Faszination Spitze werden Sie einige Zeugnisse dieser speziellen Ausprägung der Industriekultur an den früheren Standorten entdecken.
Die Stadtführung Faszination Spitze in Plauen
Der Treffpunkt für unseren Rundgang ist der Aussichtspunkt Bastion an der Schlossterrasse. Hier beginnen die Stadtführerinnen Heike Kirchhoff und Karin Lenk ihre Ausführungen rund um die Spitzenproduktion. Nicht ohne Grund, denn hier hat man einen schönen Blick auf die Elsteraue, wo der Siegeszug der Plauener Spitze begann.
Der Rundgang Faszination Spitze führt auf ca. 2,2 Kilometer Länge durch den Stadtteil Schlossberg. Es geht vorbei an repräsentativen Villen und Häusern, in denen die zarte Spitze einst produziert wurde.
Zahlreiche Gebäude in diesem Viertel sind eng mit der Spitze verbunden und lassen uns in die spannende Industriekultur Plauens eintauchen. Die Teilnehmer:innen der Tour erfahren von den beiden Stadtführerinnen, was die Plauener Spitze einst berühmt gemacht hat und können zahlreichen Geschichten aus den letzten 150 Jahren lauschen.
Auch wenn die Häuser nicht von innen besichtigt werden können, da sie heute fast ausschließlich Wohnhäuser sind, bekommen wir anhand von zahlreichen Bildern und Personen einen lebhaften Eindruck davon, wie es früher hier ausgesehen hat oder wie es nach der Sanierung heute im Haus aussieht.
Der kurzweilige Rundgang endet in der Schauwerkstatt der Modespitze in der Annenstraße. Hier kann man nun in die Welt der Plauener Spitze auch real eintauchen. Auf einer Stickmaschine der VOMAG aus dem Jahr 1911, die übrigens auch in Plauen hergestellt wurde und maßgeblich mit zum Erfolg beigetragen hat, sehen wir, wie die zarte Spitze entsteht und erfahren, was sie so einzigartig macht.
Fazit
Der Rundgang Faszination Spitze bietet einen abwechslungsreichen Blick auf eine ganz besondere Form der Industriekultur, welche durch das Stickereigewerbe in Plauen geschaffen wurde.
Er ist für alle geeignet, die einen Blick auf die Besonderheiten der Produktion der Plauener Spitze werfen möchten uns sich für die reiche Architektur zwischen 1860 und 1910 interessieren.
Und außerdem erfahren Sie auf der Tour, was Salomon Guggenheim mit Plauen zu tun hat.
Mehr Informationen über die Häuser aus dieser Zeit finden sich übrigens im Buch Fassaden Räume Rückblicke von Andreas Stephan.
Buchung der Stadtführung Faszination Spitze
Wenn Sie sich selbst auf die Spuren der Industriekultur der Spitze durch Plauen begeben möchten, haben Sie in diesem Jahr noch zu folgenden Terminen Gelegenheit:
Termine
- 07.08.2021 – 10:30 Uhr
- 21.08.2021 – 10:30 Uhr
- 04.09.2021 – 10:30 Uhr
- 18.09.2021 – 10:30 Uhr
- 02.10.2021 – 10.30 Uhr
- 16.10.2021 – 10.30 Uhr
Treffpunkt:
Aussichtspunkt Bastion an den Schlossterrassen (Amtsberg 6, 08523 Plauen)
Dauer:
2 Stunden
Preise:
- 8,50 € Erwachsene
- 6,50 € Kinder ab 7 Jahren, Schüler, Studenten
Anmeldung:
- Anmeldung und Erwerb der Tickets in der Tourist-Information, Unterer Graben 1, Plauen (03741 – 291 10 27)
Weitere Tipps, was Sie noch in Plauen unternehmen können, finden Sie HIER
Eine weitere Tour durch Plauen beschäftigt sich mit der Gewerbe- und Industriegeschichte der Stadt.
Transparenzhinweis: Vielen Dank an die Tourist-Information Plauen, die uns zu diesem Rundgang eingeladen hat. Unsere Meinung hat dies natürlich in keiner Weise beeinflusst. Wir geben im Beitrag unsere eigene Meinung wieder.