Unser heutiger Ausflug führt uns auf die Burg Mylau, welche im gleichnamigen Ort Mylau im Tal der Göltzsch zu finden ist und heute zu Reichenbach gehört. Prägend für den Ort ist die Burg – sie ist die größte mittelalterliche Wehranlage im sächsischen Vogtland.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte der Burg Mylau
Die Burg geht auf das 12. Jahrhundert zurück und ist ein bedeutender Punkt auf dem Kulturweg der Vögte. Burg Mylau wurde wahrscheinlich um 1180 im Zuge der Ostkolonisation unter Kaiser Barbarossa auf einem Bergsporn als Herrschaftssitz errichtet.
1212 wurden die namensgebenden Herren von Milin das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Burg wurde einst als Wehrburg errichtet. Davon zeugen heute noch der 27 Meter hohe Bergfried sowie die beiden Vierecktürme. Gleichzeitig lag hier das administrative Zentrum der Region.
1367 erzwang Kaiser Karl IV. als Ergebnis des Vogtländischen Krieges den Verkauf der Burg an die böhmische Krone. Im gleichen Zug erhielt Mylau das Stadtrecht. Auf der Burg richtete Karl IV. ein königlich-böhmisches Amt ein.
Übrigens: man findet im Volksmund immer wieder den Begriff der Kaiserburg, allerdings ist dies ein wenig übertrieben, denn Karl IV. übernachtete nur eine einzige Nacht auf Burg Mylau.
1422 kam die Burg wieder in sächsische Hände – Sigismund, der Sohn von Karl IV. verpfändete sie als Dank für die Dienste im Hussitenkrieg an den Kurfürsten von Sachsen. Ab nun beginnt eine wechselvolle Zeit mit zahlreichen Burgherren. Die Burg gehörte so den Adelsgeschlechtern Metzsch, von Schönberg, von Bose und von der Planitz.
Einer der berühmtesten Burgherren ist sicherlich der Theologe Joseph Levin von Metzsch, der als Freund Luthers zu den Wegbereitern der Reformation in Sachsen zählt.
Wechselnde Nutzungen – von der Wehrburg über Wohnburg und Fabrik bis hin zum Rathaus
Im 16. Jahrhundert wurde die Burg von einer Wehrburg zur Wohnburg umgebaut. Die Burg erhielt Anbauten im Stil der Renaissance. Dies geschah unter den damaligen Besitzern derer von Schönberg.
1772 endet die adlige Herrschaft und die Burg gelangt in bürgerlichen Besitz. Nur wenige Jahre später wird die Burg nach Umbauten von der Wohnburg zur Fabrik. Der Spinnereibesitzer Christian Gotthelf Brückner betrieb hier von 1808 bis 1828 die erste Fabrik im nördlichen Vogtland. Nach 40jährigem Leerstand zieht erneut eine Fabrik ein. Diesmal eine Kattun- und Baumwolldruckerei.
1892 kommt die Burg letztlich in städtischen Besitz. Der eigens gegründete Schlossbauverein nimmt erneut große Umbaumaßnahmen vor. Die Burg wird im Stil des Historismus umgebaut und erweitert.
Rathaus, Schlossschenke und Museum sollten nun hier ihren Platz finden. Als Rathausgebäude wurde ein prägender Bruchsteinbau mit Gliederungselemente aus Rochlitzer Porphyr errichtet.
Was erwartet den Besucher auf Burg Mylau
Heute ist die Burg Mylau vorrangig als Museum mit regional-historischem Schwerpunkt bekannt und hat sowohl interessante Ausstellungsbereiche als auch kleine Schätze zu bieten.
Schon der Naturkundeverein, der 1893 in die Räume der Burg zog, hatte eine breit gefächerte Sammlungstätigkeit auf den Gebieten der Naturkunde, Ethnologie und Mineralogie. Er legte auch den Grundstein für die Museumsbibliothek.
Schon kurz darauf erweiterte man die Sammlung auf kulturhistorische und volkskundliche Objekte und natürlich auf die Geschichte der Burg selbst. So entstand eine große Sammlung, von der heute nur ein Teil gezeigt werden kann.
Besonders beeindruckend ist die großartige Sammlung von Veduten aus dem Hochbarock. Veduten sind die Postkarten des Barock. Mit ihren realistischen Wiedergaben der Landschaft und der Städte waren sie ein beliebtes Souvenir von den Reisen in den Süden.
Natürlich erfährt man im Museum einiges über die Geschichte der Burg und ihre Nutzung als Textilfabrik. Aber es gibt auch einen interessanten Einblick in die Entstehung der Göltzschtalbrücke. Man kann einen Blick auf unterschiedliche Entwürfe der Brücke werfen.
Aber nicht nur die Ausstellung ist sehenswert. Die Burg selbst verfügt über zahlreiche gut erhaltene Räume, die mit dem Umbau der Burg um 1900 im Stil des Historismus entstanden sind. So das Metzschzimmer oder der opulente holzgetäfelte Ratssaal, der im Stil der Neorenaissance gestaltet wurde. Aber auch restaurierte Burgkapelle ist sehr sehenswert. Hier kann man sich übrigens auch trauen lassen.
Die Burg Mylau ist eine richtige kleine Wunderkammer, in der an jeder Stelle etwas Neues auf den Besucher wartet. Rund um die Burg führt ein kleiner Weg, von dem man auf den Ort Mylau schauen kann.
Was gibt es in Mylau noch zu entdecken
Auf dem Weg zur Burg kommt man direkt am kleinen Gärtnerhaus vorbei. Es ist ein 1826 erbautes Fachwerkhaus, das 2006 komplett saniert wurde und nun als Ferienwohnung und Veranstaltungsort genutzt wird. Es ist ein idyllisches Haus mit einem kleinen verwunschenen Garten, der liebevoll gestaltet ist.
In unmittelbarer Nähe zur Burg steht die imposante Stadtkirche St. Wenzel. Die Kirche wurde im neugotischen Stil anstelle einer Kirche aus dem 13. Jahrhunderts in den Jahren 1887-90 erbaut. Besonders imposant sind der ungewöhnlich hohe und schlanke Turm sowie die aufwendig gestaltete Backsteinfassade.
In der Umgebung der Burg Mylau
Rund um Mylau gibt es eine Menge zu entdecken
- Nur wenige Kilometer sind es von hier bis zur größten Ziegelsteinbrücke der Welt – der Göltzschtalbrücke. Wo es den schönsten Blick auf die Brücke gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
- Kurz hinter der Göltzschtalbrücke erwartet Sie in Netzschkau ein weiteres sehenswertes Schloss auf dem Kulturweg der Vögte.
- Wenn Sie es etwas moderner möchten, können Sie in Reichenbach auf den Spuren des Architekten Rudolf Ladewig unterwegs sein. Er prägte mit seinen Bauten im Stil des Neuen Bauens und des Bauhauses das Bild der Stadt.
- Sie haben Appetit auf ein Stück hausgebackenen Kuchen. Schauen Sie im Café Richter in Reichenbach vorbei. Hier können Sie ihren Kaffee im Originalinventar aus den Anfangsjahren des letzten Jahrhunderts genießen.
- Die aktuellen Öffnungszeiten des Museums auf Burg Mylau finden Sie HIER.
Transparenzhinweis: Vielen Dank an den Tourismusverband Vogtland e.V. der uns zur Pressereise auf dem Kulturweg des Vögte eingeladen hat. Natürlich spiegelt der Beitrag unsere eigene Meinung wieder. Einige Bilder des Beitrags stammen zusätzlich von einem eigenen Besuch, hier haben wir den Eintritt komplett selbst bezahlt.