In der Schaustickerei in Plauen wird die Geschichte der Plauener Spitze lebendig und anschaulich dargestellt. Was es alles zu entdecken gibt, erfahren Sie im Blogpost.
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Inhaltsverzeichnis
Die Schaustickerei in Plauen
Die Schaustickerei befindet sich im Plauener Stadtteil Reusa. Sie ist ein authentisches Zeugnis der Industriekultur in Plauen. Die Schaustickerei ist der einzige Ort, an dem Plauener Spitze im ursprünglichen Ambiente und am historischen Ort produziert wird.
1889 lässt sich Max Vollstädt ein Wohnhaus am Obstgartenweg erbauen und nur wenige Jahre später errichtet er 1902 ein Manufakturgebäude mit Stickmaschinen. Durch verschiedene Rückschläge ist er gezwungen, beides 1904 an den Stickereibesitzer Albert Schiller zu veräußern.
In den Folgejahren wechselten mehrfach die Besitzer. Bis 1996 wurde hier an den Maschinen noch gestickt. Der Verein Vogtländische Textilgeschichte Plauen e.V. hat im Jahr 1997 die vormalige Stickerei übernommen.
Seit 2001 sind im Wohnhaus und dem angrenzenden Manufakturgebäude die Räume und die Schauwerkstatt der Schaustickerei untergebracht. Sowohl die Gebäude, als auch die Maschinen sind weitestgehend im Originalzustand.
Umrahmt wird alles durch einen idyllischen Garten.
Hier wird die Geschichte der Plauener Spitze lebendig
Im Untergeschoss des Wohnhauses erhalten Sie einen Einblick in unterschiedliche Handsticktechniken anhand von alten Stick- und Nähmaschinen, Beispielsweise wird hier die aufwendige Kurbelstickerei gezeigt.
Diese Technik ging aus der Tambourstickerei hervor, die vor allem in der Gegend um Eibenstock beheimatet war. Unter der Maschine befindet sich eine Kurbel, die mit der rechten Hand gedreht wird und mit der linken Hand wird der Stoff an der Maschine oben einhändig geführt.
Der Besucher erfährt hier auch, wie aufwendig die Herstellung der berühmten Plauener Spitzendecken ist. Denn sie werden nicht in einem Stück hergestellt. Die maximale Größe, die gestickt werden kann, liegt bei durchschnittlich 8 x 12 cm, alles weitere muss gewickelt werden.
Das heißt – Einzelteile werden aneinandergefügt, in dem mit Hilfe einer Nähmaschine der Stickstich von Hand nachgestellt wird ( sog. Wickeltechnik oder Handstickerei). Deshalb entstehen die großen Decken aus vielen Einzelteilen – die Handarbeit stellt bei dieser Art der Decken anteilig den größten Aufwand dar.
Alle Maschinen und Fertigungstechniken werden bei der Führung gezeigt und vorgeführt. Das trifft auch für alle Maschinen zu, die im Anbau stehen. Schon beim Betreten fühlt man sich in die Zeiten zurückversetzt, als hier noch Plauener Spitze produziert wurde. Der Weg zu den Maschinen führt vorbei an einem kleinen Büro.
Handstickmaschine, Panthographenstickmaschine, Schifflistickmaschine
Der folgende Raum ist geprägt von der riesigen Handstickmaschine, die in der Chemnitzer Firma Kappel produziert wurde. Eine ähnliche Maschine befindet sich auch im Stickereimuseum in Eibenstock. Über 300 Nadeln pro Reihe sticken zeitgleich das Muster.
Die Einführung der Handstickmaschinen stellte eine große Vereinfachung gegenüber der reinen Handstickerei dar. Die Besonderheit an diesen Maschinen ist dabei die Nadel.
Sie hat zwei Spitzen und das Nadelöhr liegt in der Mitte. Dies ermöglicht ein schnelleres Arbeiten, denn die Nadel kann ohne Drehung von beiden Seiten durch den Stoff geführt werden.
Weiterhin befinden sich im ersten Raum verschieden Mehrkopfstickmaschinen und eine Einfädelmaschine. Letztere zählt für mich zu den erstaunlichsten Maschinen. Hier werden mit absoluter Präzession Fäden in die Nadeln eingefädelt.
Kein Wunder, dass die Maschine, die in der Schaustickerei zu sehen ist, von einem Uhrmachermeister entwickelt wurden. Gefertigt wurde die von Adam entwickelte Einfädelmaschine wiederum bei Kappel in Chemnitz.
Weiterhin befindet sich in diesem Teil des Manufakturgebäudes die umfangreiche Musterbuchsammlung. Das älteste Musterbuch stammt dabei aus dem Jahr 1875.
Die Mustersammlung zählt zu den umfassendsten Dokumentationen einer Firma, die im musealen Besitz sind. Die Muster- und Skizzenbücher dokumentieren die Arbeit der Stickereifirma G. Baier Pausa.
Der nächste Raum ist geprägt von drei großen Stickmaschinen aus unterschiedlichen Jahren. Besonders interessant ist dabei auch die Kappel-Stickmaschine, die schon an eine externe Kraftquelle angeschlossen ist, aber die Nadeln noch durch einen Pantograph von Hand gesteuert werden .
Die besondere Herausforderung für den Sticker ist dabei, die Stiche genau im Takt der Maschine auf Grundlage der Vergrößerungszeichnung zu setzen.
Der Museumsshop der Schaustickerei
An allen Maschinen werden Spitzen produziert, die Sie im Museumsladen im Wohnhaus erwerben können. Das Angebot reicht dabei von Lesezeichen über Schals bis hin zu Taschen. Für die Schals wurden Muster von Stickereien aus den 20er und 30er Jahren wieder aufgelegt.
Zusätzlich finden Sie im Shop noch weitere Spitzen von Firmen, die aktuell Plauener Spitze in der Region produzieren.
Begleitet wird die Ausstellung durch wechselnde Sonderausstellungen im Obergeschoss des ehemaligen Wohnhauses.
Fazit
Wenn Sie wissen möchten, wie die Plauener Spitze entsteht, sollten Sie den Besuch der Schaustickerei auf keinen Fall verpassen.
Hier werden bei den Führungen historische Stickereitechniken und die damit verbunden Arbeitsschritte detailreich gezeigt und somit auch das industrielle Erbe der Stadt Plauen bewahrt.
An keinem Ort im Vogtland können Sie eine derartige Auswahl an funktionstüchtigen Maschinen erleben. Hier werden alle maschinellen Stickverfahren anschaulich dargestellt und vorgeführt.
Die Schaustickerei, die vom Verein Vogtländische Textilgeschichte Plauen e.V. betrieben wird, ist ein lebendiges Museum für die ganze Familie und eine Zeitreise zurück in die Hochphase der Plauener Spitze.
Informationen zu den Öffnungszeiten und Sonderausstellungen finden Sie auf der Homepage der Schaustickerei.
Auf den Spuren der Plauener Spitze
Weitere Tipps zur Geschichte und Gegenwart der Plauener Spitze:
- Wenn sie detaillierter erfahren möchten, wie eine klassische Spitzendecke entsteht, schauen sie gern im Blog der Modespitze. Hier gibt es einen weiterführenden Artikel dazu.
- Außerdem können Sie auch bei der Modespitze im Ladengeschäft in der Annenstraße der Spitze beim Entstehen zuschauen. Hier steht eine Stickmaschine vom Typ VOMAG aus dem Jahr 1911, auf der immer noch produziert wird. In diesem Beitrag finden Sie einen Vorgeschmack.
- Geschichten rund um die Spitze erfahren Sie außerdem im Spitzenmuseum
- Einer der wenigen Öffentlichen Punkte, an denen Plauener Spitze im Stadtbild eine Rolle spielt, ist das Geschäft Nobel 35 in der Nobelstraße. An dessen Seitenfront ist ein riesiges Graffiti das Plauener Spitze zeigt. Mehr zur Street Art lesen Sie in diesem Artikel.
Transparenzhinweis: Wir durften die Schaustickerei kostenfrei besuchen. Vielen Dank an die Schaustickerei. Damit war keine Bedingung an einen Artikel verbunden. Dieser spielt unsere eigene Meinung wieder.