Das Musikinstrumentenmuseum in Markneukirchen zeigt eine ganz typische vogtländische Handwerkskkunst – den hier beheimateten Musikinstrumentenbau.
Kennen Sie den Musikwinkel im Vogtland? Die Bezeichnung nutzt man für die Orte und Gemeinden rund um Markneukirchen, Erlbach und Klingenthal.
Hier lag bis zum zweiten Weltkrieg das internationale Zentrum des Musikinstrumentenbaus. Von der großen Tradition des Musikinstrumentenbaus im Vogtland vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart berichtet das Musikinstrumentenmuseum.
Inhaltsverzeichnis
Von den Anfängen des Instrumentenbaus in Markneukirchen
Markneukirchen bildet den Ausgangspunkt des Musikinstrumentenbaus im Vogtland. Aus dem nahegelegenen böhmischen Graslitz liesen sich protestantische Geigenbauer nieder, die im Zuge der Gegenreformation am Ende des 30jährigen Krieges gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen.
Sie brachten die Kunst des Geigenbaus mit in die Stadt. 1677 schlossen sich 12 Meister zur ersten Geigenmacherinnung Deutschlands zusammen. Am Eingang zum Musikinstrumentenmuseum finden Sie ein kleines Geigenmacherdenkmal, das an die böhmischen Geigenbauer erinnert.
Der Grundstein war gelegt und es siedelten sich weitere Instrumentenbauer an. In Markneukirchen konnten bald alle Instrumente für ein Orchester vollständig gefertigt werden. Aufgrund der großen Nachfrage, besonders in den USA, gab es in Markneukirchen von 1893 bis 1916 ein amerikanisches Konsulat.
Der Musikinstrumentenbau verhalf der Stadt zu großem Reichtum. Immerhin kamen um 1900 rund 50% aller Instrumente aus Markneukirchen und Umgebung. Hier lebten zu dieser Zeit 15 Millionäre und gemessen an den Einwohnern von noch nicht einmal 9.000 war es die reichste Stadt Deutschlands.
Die Tradition des Instrumentenbaus ist auch heute noch lebendig – in rund 100 kleinen Familienunternehmen und einigen mittelständigen Firmen werden unterschiedlichste Musikinstrumente gefertigt.
Das Musikinstrumentenmuseum in Markneukirchen
Die Tradition des Musikinstrumentenbaus im Musikwinkel des Vogtlands wird sehr anschaulich im Musikinstrumentenmuseum dargestellt. Der Grundstein zum Museum wurde im Jahr 1883 durch den Lehrer und Organisten Paul Otto Apian-Bennewitz gelegt.
Mit der Sammlung wollte er eine Art Lehrstätte für die einheimischen Musikinstrumentenbauer schaffen. Heute ist sie auf über 3.100 Exponate angewachsen. Darunter sind auch 250 Instrumente aus fernen Ländern zu bewundern.
Der riesige Bestand an Instrumenten macht das Musikinstrumentenmuseum nicht nur für Touristen zum Anziehungspunkt, sondern es ist auch für Fachleute und Wissenschaftler weltweit interessant.
Seit 1942 ist die umfangreiche Sammlung im Paulus-Schlössel untergebracht. Das imposante spätbarocke Bürgerhaus von 1784 überstand den großen Stadtbrand von 1840 weitgehend unbeschadet.
Instrumente über Instrumente
Im Haupthaus befinden sich, nach unterschiedlichen Instrumentengattungen geordnet, die europäischen Musikinstrumente. Im Nebenflügel sind die außereuropäischen Instrumente zu bewundern. Zahlreiche Unikate und kuriose Instrumente umrahmen die Ausstellung.
So entsteht eine einmalige Sammlung, die den Instrumentenbau vom 17. Jahrhundert bis heute anschaulich darstellt. In diesem Umfang ist die Ausstellung weltweit einzigartig.
Von der kleinsten Geige bis zum größten Akkordeon mit 360 Bässen aus dem Jahr 1938 gibt es im Museum eine Menge zu entdecken. Die kleinste Geige stammt vom Geigenbaumeister Robert Penzel. Sie ist aus dem Jahr 1925 und passt in eine Streichholzschachtel.
Solche Minaturen waren auf Wanderschaft der Beweis für das handwerkliche Geschick. Im Foyer erwartet den Besucher eine riesige Tuba aus dem Jahr 1913. Das Schallstück hat einen Durchmesser von 102 cm.
Ganz besonders interessant fand ich die mechanischen Instrumente. Eine Trompete mit Lochkarte, ein Fotoalbum mit Musik oder die Polyphone, die auch vorgeführt werden können.
Wenn Sie dem Museum in den Monaten von April bis Oktober einen Besuch abstatten, sollten Sie den Weltmusik-Garten nicht verpassen. Instrumente und Klanggeräte laden hier zum Ausprobieren ein.
Ein weiterer Ort der Ausstellung ist das Gerber-Hans-Haus schräg gegenüber. Hier finden Sie die Kasse sowie das Tourismusbüro von Markneukirchen. In diesem Teil der Ausstellung bekommen sie einen Einblick in die Werkstätten eines Instrumentenmachermeisters und in ein Handelskontor.
Und wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, können Sie hier die größte spielbare Geige der Welt bestaunen. Die Geige und der Bogen entstanden 2010 aus Anlass der 650-Jahr-Feier von Markneukirchen. An ihrem Bau waren Instrumentenbauer von 16 Firmen ca. 1700 Stunden beschäftigt.
Wo finden Sie das Musikinstrumentenmuseum?
- Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen
- Bienengarten 2
- 08258 Markneukirchen
Informationen zu den Öffnungszeiten finden Sie hier
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Danke für den Tipp. Besuch hat sich gelohnt – ein sehr interessantes Museum.
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