Weida blickt auf eine über 600-jährige Tradition des Gerber- und Schuhmacherhandwerks zurück. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war die kleine Stadt im thüringischen Vogtland eine Hochburg der Lederindustrie. Das hier hergestellte Leder zeichnete sich durch seine besonders hohe Qualität aus. In diese Zeit fällt 1844 auch die Gründung der Lohgerberei von Johann Friedrich Francke, die heute ein technisches Schaudenkmal ist und Besuchern offensteht.
Inhaltsverzeichnis
Die Lohgerberei Weida – ein technisches Schaudenkmal
Das Haus in der Unteren Straße 6 in Weida war über vier Generationen Wohnhaus und Gerberei der Familie Francke. Der letzte Inhaber blieb kinderlos und so gab es keinen Nachfolger für das kleine Familienunternehmen. 1992 wurde der Betrieb dann endgültig eingestellt. Sowohl das Wohnhaus als auch die Werkstätte ging in den Denkmalschutz über und kann nun als ganz besonderes Technisches Denkmal und Museum besichtigt werden.
Bei einem geführten Rundgang durch die Gerberräume erfährt man sehr viel Wissenswertes über das traditionsreiche Handwerk. Die Lohgerberei ist eine ganz spezielle Form des Ledergerbens. Hier wird das Leder mit Hilfe der Lohe – der zerschnittenen und fein gemahlenen Rinde – gegerbt. In Weida wurde hauptsächlich Fichtenrinde zum Gerben verwendet.
Wie wird eine Rinderhaut zum Leder?
In den Grubenhöfen kann man die teilweise noch gefüllten Gerbgruben bewundern.
Sie erfahren bei dem Rundgang, wie viele Arbeitsschritte nötig sind, bis ein festes, widerstandsfähiges Leder entsteht, dass dann zu Schuhsohlen, Stiefeln oder auch Ranzen verarbeitet werden kann. Die Rinderhaut musste dreimal jeweils für vier Monate in die Gerbgrube. Es dauerte also ein Jahr, bis die Rinderhaut zum Leder wird.
Besonders interessant ist der Maschinenpark der Gerberei. Das Herzstück ist eine Dampfmaschine aus dem Jahr 1855, die 1900 gebraucht gekauft wurde und auch heute noch funktioniert. Sie war damals die zweitkleinste Dampfmaschine in Thüringen.
Nicht weniger interessant sind die anderen noch voll funktionstüchtigen Maschinen, wie die ein Rindenbrecher, die Lohmühle oder die Lederwalze, bei der das Leder mit einem Druck von bis zu 50 Tonnen von beiden Seiten gewalzt wird. So erhält das Leder seine hohe Festigkeit. Durch den Druck wird eine enorme Verdichtung der Fasern erreicht.
Das Wohnhaus der Familie Francke
Nach dem Rundgang in der Gerberei warten die Wohnräume der Familie Francke auf einen Besuch.
Küche und Wohnzimmer vermitteln den Eindruck, als wären ihre Bewohner nur kurz aus dem Haus gegangen. In den anderen Räumen erfährt man Interessantes zur Geschichte des Lederhandwerkes in Weida.
Beenden Sie den Besuch der Lohgerberei im Gerberkeller mit der Verkostung der „Weidschen Lohbrühe“ – einem feinen Kräuterlikör.
Wo?
Informationen zu den Öffnungszeiten und zur Anfahrt finden Sie hier.