Das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth widmet sich einer einschneidenden Geschichte des Nachkriegsdeutschlands – der Teilung. Das Museum in dem kleinen Dorf (oder besser den Dörfern) in Thüringen und Bayern widmet sich anschaulich diesem Teil der Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte einer willkürlichen Grenzziehung
Mödlareuth veranschaulicht, wie willkürlich Grenzziehungen oftmals sind und das nicht erst mit der Deutsch-Deutschen Teilung. Das Dorf gibt es urkundlich seit 1298, die Teilung des Ortes beginnt im 16. Jahrhundert. Die Grenze zwischen dem Markgraftum Bayreuth und dem Fürstentum Reuß Schleiz sollte der Tannbach sein, der durch die Dorfmitte verläuft. Diese Teilung wurde auch nach dem ersten Weltkrieg beibehalten, als die Länder Thüringen und Freistaat Bayern gegründet wurden. Der Tannbach bildete weiterhin die Grenze – allerdings war sie eher eine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben kaum beeinträchtigte. Da die Schule und das Wirtshaus im Thüringischen Teil standen, waren Grenzüberquerungen ganz normal.
Dies sollte sich aber relativ schnell nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ändern. Auch hier behielt man den Tannbach als Grenzlinie bei. Mit der Teilung Deutschlands, wurde aus dem Tannbach plötzlich ein Teil der Demarkationslinie zwischen sowjetischer und amerikanischer Besatzungszone.
Der kleine Bach war Teil des Eisernen Vorhanges. Anfangs gab es noch einen kleinen Grenzverkehr. Mit Verschärfung der Konflikte wurde bald eine Mauer gezogen, denn zum Überwinden des Bachs hätte ein kräftiger Sprung gereicht. 1952 wurde zunächst ein hoher Bretterzaun, 1958 ein Stacheldrahtzaun errichtet, wenig später begannen die Umsiedlungen und letztlich wurde 1966 eine über drei Meter hohe Betonmauer im Ort errichtet. Im Ort, den die Amerikaner „Little Berlin“ nannten, entstand ein wahrer Todesstreifen.
Das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth
Im Freiluftbereich des Museums stehen bis heute einige Teile dieser absurd anmutenden Anlagen. Grenztürme, ein Stück der Mauer, Graben und sonstige Selbstschuss- und Absperranlagen lassen den damaligen Alltag beklemmend nahekommen. Dies ist für mich auch der spannendste Teil des Museums.
Der Innenbereich des Museums hilft, diesen Teil der Geschichte einzuordnen und zu erklären, zahlreiche Tafeln geben detaillierte Auskunft. Des Weiteren verdeutlicht ein Film anschaulich die Geschichte der Teilung und berichtet über die ersten Schritte nach der Wiedervereinigung.
Vier Wochen nach dem Mauerfall in Berlin, am 9. Dezember 1989, wurde hier ein Grenzverkehr für Radfahrer und Fußgänger eingerichtet. Am 17. Juni 1990 wurde die Grenze endgültig eingerissen. Auch das erfährt man anschaulich in den Museumsräumen.
Zusätzlich gibt es im Museum noch eine Fahrzeughalle mit zahlreichen Zivil- und NVA-Fahrzeugen.
Auch heute ist das Dorf geteilt. Ein Teil gehört zu Bayern, einer zu Thüringen. Auch wenn die Grenze nicht mehr sichtbar ist, hat sie doch noch Auswirkung. Der kleine Ort hat zwei Postleitzahlen, wenn man den Nachbarn anrufen will, nimmt man eine andere Vorwahl, man wählt zu unterschiedlichen Zeiten und geht in getrennte Schulen.
Fazit – Das Museum in Mödlareuth bietet Geschichte als Mikrokosmos
Im Museum in Mödlareuth wird die Geschichte der Teilung anschaulich anhand der Geschichte des Dorfes dargestellt. Man sieht die Ereignisse wie unter einem Brennglas. Vieles mutet für uns heute unvorstellbar an. Es ist wichtig, dass dieser Teil der deutschen Geschichte an einem authentischen Ort vermittelt wird, denn mittlerweile lebt schon eine Generation, die diese Zeit nicht mehr miterlebt hat. Das Museum widmet sich der Teilung Deutschlands sehr anschaulich.
Übrigens: wem der Name Tannbach bekannt vorkam – Mödlareuth lieferte die Vorlage für den gleichnamigen ZDF-Mehrteiler.
Das Deutsch-Deutsche Museum befindet sich in Mödlareuth 13, 95183 Töpen. Die Anfrahrt erfolgt am besten über die A72 – AS »Hof-Töpen«. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Museums.
Und wer noch mehr über Grenzen erfahren möchte, kann gern bei Teilzeitreisender vorbeischauen. Hier gibt es eine Blogparade zu dem Thema.
Ausflugstipps in der Nähe
Unweit von Mödlareuth entfernt liegt Hirschberg. Auch Hirschberg liegt direkt an der ehemaligen Grenze. Die Umgebungen lädt zu zahlreichen Wanderungen ein.
Transparenzhinweis: Den Eintritt ins Museum haben wir selbst bezahlt und berichten hier in einem redaktionellen Beitrag.