Ziegenrück – Ausflug in die Thüringer Stadt an der Saale

Heute unternehmen wir einen Ausflug nach Ziegenrück – eine kleine Stadt in Thüringen, die am Nordrand des Thüringer Schiefergebirges zwischen der Bleilochtalsperre und dem Hohenwartestausee inmitten der Saalekaskade liegt. Was es dort zu entdecken gibt, erfahren Sie im Blogbeitrag.

Unterwegs in Ziegenrück

Ziegenrück ist die „Perle am Thüringer Meer“ und mit gerade einmal 650 Einwohnern die fünftkleinste Stadt in Deutschland. Eigentlich wollten wir in Ziegenrück nur ein Bild der Kemenate machen, denn auch hier haben die Vögte ihre Spuren hinterlassen. Wenn auch nur für kurze Zeit befand sich die Burg im 14. Jahrhundert Besitz von Vogt Heinrich II. Reuß von Plauen zu Greiz. Heute ist nur noch der Wohnturm erhalten, der majestätisch auf einem Felssporn thront.

Aber aus dem einen Foto wurde mehr, denn die kleine Stadt hat uns sehr begeistert. Sie liegt idyllisch langgestreckt im Tal der vor sich hin mäandernden Saale. Teilweise sind die Häuser bis direkt an den Felsen gebaut. Eingetaucht in die Herbstsonne erleben wir eine malerische Kleinstadt, die uns direkt in ihren Bann zieht. Den Besucher erwartet hier eine Mischung aus pittoresken Fachwerkhäusern, bewaldete Hänge und der romantischen Saale.

Der Name Ziegenrück geht auf das sorbische Wort Czeganrucke zurück, was soviel wie Flußschlinge bedeutet. Ziegenrück wurde das erste Mal 1258 erwähnt und besitzt seit 1328 das Stadtrecht.

Stadtrundgang

Wir beginnen unseren Rundgang am ehemaligen Wasserkraftwerk an der Fernmühle. Es blickt auf eine lange Tradition zurück.

Die Mühle wurde 1258 das erste Mal urkundlich erwähnt. Sie war die erste Wassermühle an der oberen Saale und wurde als Mahl-, Schneid- und Ölmühle genutzt.

1897 erfolgte ein Umbau zum Laufwasserkraftwerk. 1965 wird das Kraftwerk stillgelegt, aber schon ein Jahr später als Museum wieder eröffnet. Auch heute noch kann das technische Denkmal und Museum für Wasserkraftnutzung besucht werden. Der Besucher erfährt Wissenswertes und Interessantes rund um die Wasserkraft, aber auch über Handwerk, das in direktem Zusammenhang mit dem Wasser steht, wie die Flößerei oder der Fischfang in der Saale. Außerdem zeigt das Reliefmodell „Saalekaskade“ anschaulich die einzelnen Talsperren in der Umgebung.

Direkt neben dem Wasserkraftwerk befindet sich die Fernmühle. Sie sie ist heute ein Hotel mit einer beliebten Gaststätte. In der warmen Jahreszeit lädt ein Biergarten zum Verweilen ein. In den urigen Gasträumen kann eine Pause einlegen und sich die Köstlichkeiten der Karte schmecken lassen. Die Gaststätte ist sehr beliebt, so dass sich auf jeden Fall eine Reservierung empfiehlt.

Nach der Stärkung führt der Weg führt an der Saale entlang ins Zentrum von Ziegenrück. Auf einem schönen Promenadenweg laufen wir bis zur nächsten Einbiegung der Saale. Unterwegs kommen wir am Wahrzeichen der Stadt vorbei – der Ziege. Sie bietet ein beliebtes Fotomotiv. Von hier aus hat man einen besonders schönen Blick zur Kemenate. Sie ist der letzte erhaltene Teil der ehemaligen Burg.

Nur wenige Meter dahinter kann man bei schönem Wetter Tretbote ausleihen und die Umgebung vom Wasser aus erkunden. Es ist immer ein besonderes Erlebnis.

Weiter geht es Richtung Altstadt. An der Einmündung des kleinen Bachs Dreba in die Saale geht es rechterhand vorbei an pittoresken Häusern.

Nach nur wenigen Metern erreichen wir die Kirchstraße. Als erstes fallen uns die wunderschönen Fachwerkhäuser aus dem 16./17. Jahrhundert ins Auge. Sie sind im saalefränkischen Bauernstil erbaut. Eine Besonderheit dieses Stils ist das Fachwerk mit Bohlenstube, denn es beginnt erst in der ersten Etage.

Das diese Häuser heute so zu erleben sind, ist der damaligen Pfarrersfamilie zu verdanken, die in den 80er Jahren parallel zur Sanierung der Kirche mit der Rettung der Häuser begann und sie wieder in den Originalzustand zurückversetzt haben. So erstrahlen sie heute wieder in der alten Pracht.

Nicht verpassen sollten Sie die Renaissancetür am Pfarrhaus gegenüber der Kirche. Sie ist besonders schön und aufwändig gestaltet, Unmittelbar neben dem Pfarrhaus liegt das Rathaus aus dem Jahr 1577. Interessant ist, dass hier die Außenfassade nur aufgemalt ist. Bei den Sanierungsarbeiten 1985 wurde das Fachwerk im oberen Teil des Hauses imitiert. Die Fassade wurde in den 30er Jahren mit kunstvollen Malereien verziert, die man aber nicht nachstellen konnte. Da aber auch sie nicht original waren und erst später hinzukamen, entschied man sich für diese Variante. Ein gelungener Kompromiss.

Der prägende Bau am Platz ist die evangelische Kirche St. Bartholomäus und St. Nikolaus, die um 1214 erbaut wurde. Die heutige Form erhielt sie im 14./15. Jahrhundert. Nach einem Brand 1656 gab es nur minimale Veränderungen.

Besonders interessant ist die Geschichte der zweiflügligen Fenster in Richtung Rathaus. Sie wurden 2010 als Spende von dem australischen Glaskünstler Richard Apel gefertigt, dessen Vorfahren Verbindung nach Ziegenrück hatten.

Von hier aus laufen wir die Marktstraße wieder zurück Richtung Saale. Man kann entweder direkt an der Straßenseite wieder Richtung Fernmühle laufen oder noch eine Schleife über die Walderlebnisinsel drehen. Unweit des Ziegenrücker Wehres lädt ein ca. 2,5 km langer Rundweg zu einer spannenden Entdeckungstour durch die heimische Flora und Fauna ein. Auf 13 Stationen erfährt der Besucher viel Wissenswertes über das Ökosystem Wald.

Besucher haben somit die Möglichkeit, mit allen Sinnen die umgebende Natur einfach nur zu genießen und eigene Erkenntnisse direkt im Wald zu sammeln. An der Station „Wild in unseren Wäldern“ kann man Tierspuren entdecken und die Station „Holztransport“ bietet die moderne Variante einer historischen Holzrutsche oder es wird auch erklärt, warum Totholz so wichtig für das Ökosystem ist. Anschaulich und kurzweilig wird auf den Stationen Wissen rund um die heimischen Wälder vermittelt. Und an der letzten Station warten Ziegen im Gehege darauf, gestreichelt zu werden.

Rückzu entscheiden wir uns für den Weg, der an der Straße entlang führt. Dieser Straßenzug entstand um 1900. Durch die enge Hanglage war in der Stadt kein Platz mehr für weitere Häuser und Ziegenrück dehnte sich entlang der Saale aus. Von hier aus führt uns der Weg direkt wieder zurück zum Parkplatz an der Fernmühle.

Unser letztes Ziel sollte die Kemenate sein. Allerdings ist sie in Privatbesitz und der Weg ist nicht öffentlich zugänglich. Die Serpentinenstraße hinauf zur Kemante sollten Sie aber trotzdem hinauflaufen oder fahren. Hier bieten sich noch einmal wundervolle Blicke auf die kleine Stadt an der Saale und die angrenzenden Hügel. Ein wirklich traumhafter Ausblick.

Fazit

Ziegenrück hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick denkt. Die Stadt hat uns sehr positiv überrascht, nicht zuletzt was die Anzahl an Gaststätten und Hotels angeht. Nicht für umsonst begrüßt die Stadt ihre Gäste mit dem Spruch „Die Perle am Thüringer Meer“. Ziegenrück ist eine kleine und romantische Stadt direkt an der Saale. Aber nicht nur Ziegenrück selbst ist einen Ausflug wert. Von hier aus kann man zahlreiche Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Es ist der ideale Ausgangspunkt für ein verlängertes Wochenende im Gebiet rund um die Saalekaskaden.

Die Stadt wirkt ein wenig verschlafen, was sicherlich auch an den fehlenden Geschäften in der Stadt liegt zusätzlich sind viele Häuser unbewohnt – aber das Problem haben zahlreiche deutsche Städte. Vielleicht erfährt die Stadt zusätzliche Belebung durch die Mutter-Vater-Kind-Klinik in der ehemaligen Schule.

Sehenswertes in der Umgebung von Ziegenrück

• in fünfzehn Kilometer Entfernung liegt das romantische Schloss Burgk sowie der Saaleturm
• sechzehn Kilometer sind es von Ziegenrück nach Schleiz – der Heimatstadt von Konrad Duden, besonders sehenswert ist die Bergkirche, die etwas außerhalb der Stadt hoch oben auf dem Berg thront und vielen dürfte Schleiz als Rennstadt ein Begriff sein, denn hier befindet sich das berühmte Schleizer Dreieck.
• Und auch Bad Lobenstein liegt nur einundzwanzig Kilometer von hier entfernt. Nicht nur die Therme lockt die Besucher an. Auch ein Rundgang durch die kleine Stadt ist sehr empfehlenswert. Auf keinen Fall sollte man den „Fässleseecher“ am Rathausturm verpassen.
• Eine außergewöhnliche Wanderung führt zur nur wenige Kilometer entfernten Ziemestalbrücke. Sie liegt etwas versteckt im Wald. Der Weg dahin lohnt auf jeden Fall. Man kann die Ziemestalbrücke aber nicht nur erwandern, sondern auch von Ziegenrück mit der Draisine entlang der stillgelegten Bahnstrecke fahren.

Unterkünfte in Ziegenrück

• Hotel zur Fernmühle* – direkt am Museum für Wasserkraftnutzung am Wasserkraftwerk in Ziegenrück
• Hostel Ziegenrück* es liegt idyllisch direkt am Bach Dreba im ehemaligen Spritzenhaus der Feuerwehr, das im Jahr 1855/56 erbaut wurde. Gleichzeitig wohnte hier auch der Ratsdiener und im Gebäude war außerdem eine Gefängniszelle untergebracht. Heute bietet es weitaus angenehmere Übernachtungsmöglichkeiten
• Das Hotel Am Schlossberg* liegt sehr idyllisch an der Saale inmitten der Stadt
• Pension Thüringer Hof* – Die Pension liegt ebenfalls mitten in der Altstadt von Ziegenrück